Über 600 Jahre zurück, in der Zeit des Spätmittelalters, liegt die Gründung unserer Familien-Stiftung.
Was kennzeichnete die Epoche, in der unsere Vorfahren lebten?
Das Dasein der Menschen im Mittelalter war überschattet von Existenz bedrohenden Erschütterungen: Kriege und Hungersnöte, Naturkatastrophen und Seuchen. Diese erzeugten eine tiefgreifende Unsicherheit des täglichen Lebens und ließen die Menschen nach einem sicheren Platz im Jenseits suchen. Aus Sorge um ihr Seelenheil nahmen sie tagtäglich intensiv am religiösen Leben teil.
So war es den Menschen Bedürfnis und Pflicht zugleich zu beten, Gottesdienste zu besuchen und den Schutz und die Fürsprache möglichst vieler Heiliger gleichzeitig zu erlangen. Um dem religiösen Leben mehr Raum zu bieten, gab es außer den Sonntagen knapp 50 kirchliche Feiertage im Jahr. Die von der Kirche eröffneten Angebote frommer Leistungen wurden vollständig ausgeschöpft. So war es damals üblich von einer Kirche in die andere zu eilen, um jeweils an der Wandlung teilzunehmen. Diese galt als der Höhepunkt des Gottesdienstes.
Die Menschen, die weder dem Adel noch dem Klerus angehörten, erhielten ihren Platz in der Gesellschaft durch ihre Arbeit. Im Denken dieser Menschen war es daher nur allzu verständlich und konsequent, sich auch durch religiöse Leistungen den Himmel zu erwerben. Vor diesem Hintergrund waren Altarstiftungen keine Seltenheit. Sie waren, wie andere Vermächtnisse und Schenkungen, ein Ausdruck der Spannung in der die Menschen in jener Zeit lebten. Sie waren auch ein Ausdruck der Angst vor dem Zorn Gottes und der mittelalterlichen Vorstellung des Fegefeuers. Durch Vermehrung der Gottesdienste, durch Verdienste, Schenkungen und Wertgegenstände hoffte man, Gott gnädig zu stimmen.
Aus diesem Denken heraus ist auch unsere Familienstiftung entstanden. Unsere Vorfahren, Hermann und Hans Wulhase, „hatten die Absicht eine ewige geistliche Stiftung zu errichten und auszustatten“. Sie stifteten Ländereien, damit ihr Vermächtnis erfüllt werde. Aus dem Pachtzins sollte ein Nebenaltar „in der Pfarrkirche vor der Stadt Lüchow“ gebaut werden und die Ausbildung, Anstellung und Versorgung eines Priesters bezahlt werden. Die Wulhases behielten sich vor, für diese Aufgabe möglichst einen Geistlichen aus der Reihe der eigenen Familienmitglieder zu benennen. Die Stifter sicherten sich damit „zwei Vorteile: sie sorgten gewissenhaft für ihr Seelenheil und versorgten einen Nachkommen mit einer geistlichen Pfründe“.
Lesen Sie weiter in der als Buch veröffentlichten Chronik unseres Lehnscousins:
Die Wulhase-Busse'sche Lehnsstiftung zu Lüchow von 1401 bis 1901 / Otto Bussenius. (1901)